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Rudolf Steiner und die Schrödingergleichung

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Das Verdrehen historischer Fakten ist eine beliebte Strategie der Pseudowissenschaftler, um ihren realitätsfernen Ansichten ein vermeintlich wissenschaftliches Fundament zu verschaffen. Die Anthroposophen stehen dem in nichts nach. In ergebener Verehrung ihres Häuptlings, wird Rudolf Steiner schon mal die Erfindung der Schrödingergleichung angedichtet. Einer wissenschaftlichen Überprüfung hält das nicht stand.

Die Diskussionen über Pseudowissenschaften, Wissenschaftsleuger und alternative Heilmethoden hier auf ScienceBlogs haben alle ein gemeinsam:

  • Die alternativen Spinnereien werden von keinerlei wissenschaftlich überprüfbaren Daten gestützt.
  • Was wissenschaftlich aussieht, ist entweder längst widerlegt, oder reines Rosinenpicken der Protagonisten, um die tatsächliche Datenlage bewusst zu verdrehen.
  • Die Vertreter der jeweiligen Irrglauben sind komplett resistent gegen rationale Argumente und gegen aktuelle wissenschaftliche Daten.
  • Die Realität wird von den Protagonisten der Pseudowissenschaften fast schon im pathologischen Sinne falsch und selektiv wahrgenommen.

Daher ufern solche Diskussionen hier auf ScienceBlogs auch regelmäßig zu Kommentarschlachten aus, und nicht etwa, weil die Wissenschaft auf den angesprochenen Gebieten umstritten ist.

Geschichtsklitterung bei den Cranks

Eine weitere Strategie der Pseudowissenschaftler ist das verdrehen wissenschaftshistorischer Fakten, um dem eigenen Irrglauben ein wissenschaftliches Fundament zu verpassen.

Die AIDS-Leugner zitieren spinnerte Aussagen des Nobelpreisträger Kary Mullis, den Erfinder einer Methode zur Vervielfältigung von DNA, und vergessen dabei, dass die PCR-Technik eben trotz der kuriosen persönlichen Ansichten des Erfinders in Diagnostiklaboren in der ganzen Welt quantitative und reproduzierbare Ergebnisse zum Nachweis des HI-Virus liefert. Hier eine aktuelle AIDS-Leugner Diskussion.

Die Vertreter der Sauerstoff-Mehrschritt-Theorie haben sich ebenfalls einen Nobelpreisträger als Kronzeugen für ihre Quacksalberei ausgesucht. Otto Heinrich Warburg wird mit seinen aus den 20er und 30er Jahren stammenden Ansichten zum Entstehen von Krebs zitiert, um einen wissenschaftlich haltlosen Zusammenhang zwischen der propagierten Sauerstoff-Mehrschritt-Theorie und der Krebstherapie herzustellen. Hier ebenfalls der Hinweis auf eine aktuelle Diskussion.

Wer hats erfunden? Die Anthroposophen!

Ein weiteres Beispiel für Geschichtsklitterung findet sich bei den Anthroposophen. Deren Oberindianer Rudolf Steiner soll schon sechs Jahre vor Erwin Schrödinger (Nobelpreis für Physik 1933) die nach ihm benannte Gleichung erfunden haben. Dr. Detlef Hardorp, bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg und Anthroposoph zur Rolle Rudolf Steiners als Wissenschaftler:

Bemerkenswert ist u.a., daß er (Steiner) in einem dieser Vorträge schon im Jahre 1920 eine Differentialgleichung für Lichtwirkungen entwickelte, die erst drei Jahre später von Erwin Schrödinger “neu” entdeckt wurde. Sie spielte als Grundlage der Quantenphysik in der modernen Naturwissenschaft eine nicht unbedeutende Rolle.

Hardorps Äußerungen stammen ursprünglich aus der Publikation “Rudolf Steiner and Schrödinger’s equation” von Detlef Hardorp and Ulrich Pinkall, in “Mathematisch-Physikalische Korrespondenz”, Nr. 201, Johanni 2000.

Im Original liest sich das so:

Thus the third differential equation that Steiner writes down on the 12th of March in the year 1920 is not only “formally equivalent” to Schrödinger’s equation. Apart from the fact that the value of the constant is not specified as a number related to Planck’s constant, it is Schrödinger’s equation.

Der promovierte Physiker Andreas Krämer hat sich die Steiner-Publikation und deren Interpretation von Hardorp und Pinkall genauer angesehen. Das Fazit seiner Analyse:

Für den Physiker ist eine mathematische Formel ohne eine klare Beschreibung der enthaltenen Grössen keine Theorie. Nach meinem Verständnis der Grössen in der Steinerschen Formel (Kontext Wärmeleitung/Energieumsatz) wird daraus sogar eine falsche Theorie.”

Beide, Pinkall und Hardorp haben zur Analyse von Andreas Krämer Stellung bezogen.

Prof. Ulrich Pinkall, TU Berlin, rudert zurück:

“Ich selbst habe auch ein etwas ungutes Gefühl dabei, das ganze Thema als Munition in Debatten um die Wissenschaftlichkeit der Waldorf-Pädagogik zu verwenden.”

Dr. Detlef Hardorp schreibt in seiner Steiner-Verblendung:

“[...] Das aber just Steiner eine Gleichung intuitiv an die Tafel schreibt, die einige Jahre später in der Physik zu den bedeutsamsten Gleichungen überhaupt werden wird, erscheint mir symptomatisch für Steiner zu sein. Denn das hat er doch in vielen Bereichen gemacht: von außen betrachtet stochert er unprofessionell in allen möglichen Gebieten herum, und trifft mit unverschämter Sicherheit immer wieder Goldadern, auch wenn er nicht den wissenschaftlichen Apparat bieten kann, mit dem das dann meist später von anderen wesentlich vollständiger gemacht wird.”

Andreas Lichte, intimer Kenner und Kritiker der Anthro-Szene kommt zu folgendem Fazit:

Ich würde “Rudolf Steiner als Entdecker der Quantenphysik” aber eher “sub specie aeternitatis” betrachten: Wer die 360 Bände Steiner richtig zu lesen weiss, findet dort ALLES, Antworten auf alle Fragen, auch die allerletzten. Verhält sich ähnlich wie Nostradamus: man muss nur richtig lesen können …

Die Vollständige Analyse von Dr. Andreas Krämer gibt es hier als .pdf Datei

Detlef Hardorp bei Esowatch

Hardrop Zitat Aus der Festschrift “Was will Waldorfpädagogik?

Kritisches Blog Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie

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